Nun guck mal einer an. Da möchte ich etwas über Agilität schreiben und dachte, ich beginne mit einem Link zu Wikipedia, der ganz Allgemein beschreibt, was Agilität eigentlich ist. Fehlanzeige. Wikipedia möchte mich gleich auf diverse Themen verzweigen und Google liefert mir da zwar das ein oder andere Ergebnis zur Definition oder Übersetzung, aber denkste, eine ganz allgemeingültige Definition finde ich so auf die Schnelle nicht. Immer nur fachspezifische Erklärungen. Aber ok, das passt ja eigentlich.
Denn Agilität ist immer in einem Kontext zu sehen. Ich habe da früher zunächst an Schlangenmenschen im Zirkus, ein agiles Automatikgetriebe in meinem Auto, Gummibänder, Knetmasse usw. gedacht.
Mittlerweile haben ja agile Projektmethoden in die Entwicklung von Software und auch anderen Gewerken Einzug gehalten. Aus der IT sind agile Methoden kaum noch wegzudenken und sie werden an einigen Stellen ja schon fast abfällig als “Mainstream-Methoden” bezeichnet.
Viele wollen agile Methoden haben, viele setzen welche ein, einige sind erfolgreich, viele andere nicht.
Ich möchte das hier jetzt nicht im Detail in allen seinen Facetten beschreiben, sondern nur darauf hinweisen, das der Wunsch nach Agilität in Teams, Projekten, Organisationen oder sogar ganzen Unternehmen immer einen Grund haben muss, wenn es denn erfolgreich laufen soll.
Ein Automatikgetriebe in einem Auto muss agil sein, weil man nicht weiss, wer am Steuer sitzt und welche Strecke wie gefahren wird. (Bei Schaltgetrieben, im Vergleich, ist ja der Fahrer agil oder halt nicht.) Knetmasse muss agil sein, weil man vorher nicht weiss, was Kinder (oder auch wir Großen) damit machen wollen. Gummibänder müssen agil sein, weil man vorher nicht weiss, was damit zusammengehalten werden soll oder wie weit die Krampe fliegen soll.
Warum müssen nun Unternehmen agil sein? Eigentlich weiss man doch was damit passieren soll, nämlich ein Produkt oder eine Leistung profitabel an den Zielkunden bringen.
Die Antwort ist einfach: Weil sich Unternehmen immer auf einem Markt bewegen. Und Märkte sind stets ein dynamisches Umfeld auf dem Vorhersagen schwierig sind. Für Vorhersagen bzw. Planungen gibt es zwar in der Regel Menschen in Unternehmen, die glauben zu wissen, oder die versuchen zu wissen, oder die den Auftrag haben, es herauszufinden, wie es wird. Die Ergebnisse dieser Menschen erzeugen dann Planungssicherheit und daraus abgeleitete Stabilität.
Planungssicherheit und Stabilität sind Ur-Wünsche von Unternehmen und Führungskräften, letztlich auch von den meisten Mitarbeitern. Jeder möchte planen können, wissen, wie es in Zukunft sein wird. Aber wir müssen uns daran gewöhnen, dass unser Planungshorizont immer kürzer werden wird. Früher konnte man ganze Geschäftsjahre ganz gut vorhersagen, heute sind es manchmal nur noch Wochen. Das ist sicher von Branche zu Branche und Markt zu Markt unterschiedlich, aber die Tendenz hin zu immer mehr Unsicherheit in Vorhersagen ist überall die Gleiche. Der Grund dafür liegt in einer zunehmenden Veränderungsgeschwindigkeit der Märkte, z.B. in deren Preisbildungsprozesse, in den niedrigeren Zutrittshürden für Wettbewerber, der Differenzierungsmöglichkeiten durch Innovation, usw. Gründe dafür gibt viele: die Globalisierung, das Internet, der technologische Fortschritt, die Generation Y, …
Wichtig ist, dass Unternehmen herausfinden, wo ihr dringender Grund für Agilität liegt.
Und sicher ist, dass für Unternehmen zunehmend gilt: Ihr seid Knete. Und Märkte sind die Hände, die euch formen.
Enjoy!
PS Ein aktuelles Beispiel aus dem Spiegel 18/2013 der vergangenen Woche mit dem Titel: Innovation: Mensch gegen Maschine. Kurzfassung: Durch die digitale Revolution erzeugte Automatisierung setzt mehr Menschen in Unternehmen frei als die Marktwirtschaft wieder sinnvoll eingliedern kann. Also: Wir sind nicht in der Lage die “Früchte” der zunehmenden Automatisierung (-> Veränderungsgeschwindigkeit) umzusetzen und die frei gewordene Produktivität anders und besser einzusetzen. Agil ist anders.